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Yukon-Floßtour – Mit dem Floß durch die Wildnis Kanadas

Anjas & Michaels Yukon Expedition

700 Kilometer auf dem Yukon River, 20 Tage auf einem selbstgebauten Floß, begleitet von seiner Frau Anja, der endlosen Weite Kanadas und den Geschichten der Goldgräber-Ära. Für Michael war es die Erfüllung eines Lebenstraums, der seine Wurzeln tief in seiner Jugend hat. Hier ist sein Erlebnisbericht der gemeinsamen Reise.

Die Idee & ihre Ursprünge

Die Idee, den Yukon mit einem Floß zu befahren, begleitete Michael schon seit Jahren. Bereits 1995 paddelte er den legendären Fluss das erste Mal mit dem Kajak, 2002 folgte die komplette Befahrung von Whitehorse bis zur Beringsee – 3.000 Kilometer allein im Kajak.

Doch der Wunsch, diese Reise einmal auf einem Floß zu erleben, ließ ihn nicht los. „Das hat seine Wurzeln in meiner Jugend in der DDR„, erzählt Michael. „Jack London war einer der wenigen Autoren, die nicht verboten waren, weil er der kommunistischen Partei angehörte. Seine Bücher über Freiheit und Abenteuer am Yukon waren für mich als Jugendlicher wie ein Fenster in eine andere Welt.

An jedem Ufer des Yukon begegnet man der Geschichte der Goldgräber, den verfallenen Blockhäusern aus der Zeit des großen Aufbruchs um 1895. Diese Atmosphäre wollte Michael noch einmal so erleben, wie es die Pioniere damals taten – auf einem Floß, treibend mit dem Strom.

Ein klassisches Holzfloß kam allerdings nicht in Frage: „Dafür fühle ich mich mittlerweile zu alt. So ein Holzfloß ist schwer und unhandlich. Wenn es auf eine Sandbank aufläuft, will ich nicht mehr knietief im kalten Wasser stehen und hebeln müssen.

Die Suche nach der richtigen Floß-Lösung

Lange suchte Michael nach einer praktikablen Möglichkeit, zwei Kanus zu einem stabilen Floß zu verbinden, ohne die Boote zu beschädigen. Im Oktober 2022, während einer gesundheitlich bedingten Auszeit, hatte er Zeit für intensive Recherchen. Er schrieb verschiedene Firmen an – und Frank von Ufloat antwortete.

Frank entwickelte zu diesem Zeitpunkt gerade sein neues Ufloat System – das innovative Aluminium-Rahmen-System zur Verbindung der Pontons. „Das Yukon Projekt sollte sozusagen ein Produkttest auf Herz und Nieren werden„, erklärt Michael. „Frank sagte: Wenn es den Yukon übersteht, wird es auch die Brandenburger Seenplatte überstehen.

Kurze Zeit später stand Frank bei ihm vor der Tür, und das Projekt nahm Fahrt auf.

Planung & Aufbau in Whitehorse

Ursprünglich war die Reise für vier Personen geplant – Michael, seine Frau Anja und die beiden Kinder. Das Floß sollte 8 x 3 Meter groß werden. Aufgrund von Transportbeschränkungen in Kanada wurde die Breite schließlich auf 2,40 Meter reduziert, um das Floß auf einem Trailer bewegen zu können.

Michael flog eine Woche vor Anja nach Whitehorse. Alle Komponenten waren bereits bei der kooperierenden Marina angekommen – die Pontons, der neue Aluminium-Rahmen, das WPC-Deck und jede Menge Zusatzmaterial.

Als die Paketladung ankam, war so viel Zusatzmaterial dabei„, sagt Michael beeindruckt. „Frank hatte wirklich an alles gedacht – an meine handwerklichen Fähigkeiten, an die Werkzeuge, die ich brauchen würde. Da war sogar spezielles Nietwerkzeug dabei, mit dem ich noch nie gearbeitet hatte.

Der Aufbau dauerte etwa 10 Stunden. „Die Anleitung von Frank ist so selbsterklärend, dass das wirklich jeder kann, der schon mal ein Regal aufgebaut hat„, versichert Michael. „Das Ufloat Flow System ist genial – die Pontons hängen sich ein wie ein Klemmbaustein-System, Nut und Feder. Alles sitzt bombenfest.

Nach der Fertigstellung trailerte die Marina das Floß zum Yukon. Im Gegenzug bekamen sie das Floß am Ende der Reise – ein Deal, der beiden Seiten nutzte.

Technische Details

Abmessungen: 7,10 x 2,40 Meter
Aufbau: Katamaran mit zwei Pontonreihen
Rahmen und Pontons: Ufloat System (Aluminium)
Deck: WPC-Dielen, festgenietet
Freibord: 50 cm (Abstand vom Deck zur Wasseroberfläche)
Gewicht: Ca. 800 – 900 kg voll beladen
Antrieb: 10-PS-Außenbordmotor (in Kanada führerscheinfrei)
Steuerung: Zwei Steuerruder (vorne und hinten)

Der Aufbau ist geschafft und das Floß zu Wasser gebracht.

Das Equipment

Hardware:

  • Satellitentelefon
  • Drohne mit Ersatzakkus 
  • Solarpad und große Powerbank
  • Gute Fotokamera

Camping:

  • Zelt (permanent auf dem Floß aufgebaut)
  • Schlafsäcke und Isomatten
  • Kocher und hochwertiges Kochgeschirr
  • Säge und Beil

Sicherheit:

  • Zwei Schwimmwesten (permanent getragen!)
  • Bärenspray und Bärenschreck
  • Anker (vorne und hinten)

Verpflegung:

  • Lebensmittel für die gesamte Reise
  • Nachversorgung in Carmacks (ca. 300 km nach Whitehorse) möglich
Reduziert auf das Wesentliche: Minimalismus in Perfektion

Die Reise

Start und Lernkurve

Als Anja eine Woche nach Michael in Whitehorse ankam, war das Floß bereit. Die ersten Tage waren eine Lernphase: Das Manövrieren mit dem Motor, das Anlanden an unterschiedlichen Ufern, das Lesen des Flusses.

Es war meine erste Erfahrung überhaupt mit einem Außenbordmotor„, gesteht Michael. „Aber jeden Tag haben wir dazugelernt. Am Ende konnte ich jeden Punkt am Fluss ansteuern, den ich wollte.

Die wichtigste Erkenntnis: Das Floß musste immer gerade gehalten werden. Der schwere Motor hinten erzeugte eine Drehneigung, die durch das vordere Steuerruder ausgeglichen werden musste. „Anja vorne war entscheidend. Alleine hätte ich das nicht geschafft oder permanent den Motor laufen lassen müssen.

Der Yukon schweißt zusammen: Ohne Anja hätte ich das nicht geschafft!

Ein typischer Tag auf dem Yukon

Der Tag begann meist durch natürliche Geräusche – Vögel, der Fluss, manchmal auch neugierige Tiere. Das Zelt stand permanent auf dem Floß, sodass sie direkt auf dem Wasser schliefen.

Alle geruchsintensiven Lebensmittel wurden aus Sicherheitsgründen weit entfernt vom Floß an Land gelagert – denn hier gibt es auch Bären. Bereits am dritten Tag hatten sie eine intensive Begegnung mit einer Grizzlybärin und ihrem Jungen, die sich nicht vertreiben lassen wollte. Der Bärenschreck musste zum Einsatz kommen.

Nach dem Aufstehen: Frühstück, kurze Wäsche im 11 Grad kalten Yukon (gehört dazu!), alles festmachen, Anker hochziehen und weiter Richtung Norden.

Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug fünf Knoten – etwa 9 km/h. Sie legten im Schnitt 40 Kilometer pro Tag zurück, hätten aber problemlos 60-70 Kilometer schaffen können. „Wir mussten uns zusammenreißen, nicht zu schnell zu sein„, lacht Michael. „Die Nächte sind hell bis nach 23 Uhr. Wir wollten nicht zu früh ankommen, also legten wir drei Ruhetage ein.

Wir mussten ein paar Pausen mehr einlegen, um nicht zu schnell am Ziel zu sein.

Der Unterschied zwischen Kajak und Floß

Das Floßfahren ist etwas völlig anderes„, schwärmt Michael. „Du stehst höher, hast einen viel tieferen Blick in die Landschaft. Die Geschwindigkeit ist gemächlicher – die Landschaft hat mehr Zeit, dich zu prägen.

Es ist auch ein Sinnbild des Lebens: Nicht immer gegen den Strom schwimmen, sondern auch mal mit ihm treiben und es leichter nehmen.

Ich hatte jeden Abend nur einen Wunsch: Dass es bitte gleich wieder Morgen wird, damit ich wieder mit dem Steuerruder in der Hand Richtung Norden treiben kann. In Dawson angekommen, haben Anja und ich uns angeschaut und gesagt: Komm, lass uns wieder nach Whitehorse zurück und die gleiche Reise noch einmal beginnen.

Ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende.

Begegnungen und Einsamkeit

Die Reaktionen der Menschen waren durchweg positiv. Der meistgehörte Satz: „Was ist denn das für ein Boot?“ Gefolgt von: „Das ist ja wie in alten Zeiten!

Kanadier, die vorbeikamen, waren begeistert von diesem Stück lebendiger Geschichte auf dem Wasser.

Trotz der Beliebtheit des Yukons als Paddelstrecke erlebten Anja und Michael tiefe Momente der Einsamkeit: „Wir hatten oft das Gefühl, die Einzigen auf dem Fluss zu sein. Der Yukon ist nicht überlaufen – man kann dort immer noch echte Einsamkeit erleben.

Getroffen haben sie hauptsächlich Tschechen und Kanadier, keine anderen Deutschen. Als langsamstes Gefährt auf dem Fluss hatten sie alle Zeit der Welt.

Auch mit solchen Begegnungen muss man in Kanada rechnen!

Herausforderungen und magische Momente

Die Five Finger Rapids: Der berühmte Abschnitt mit fünf Basaltsäulen im Fluss musste durchfahren werden – keine Umtragung möglich. „Wir haben uns drei Tage vorher Sorgen gemacht„, erinnert sich Michael. „Dann waren wir in 10 Sekunden durch. Wir wurden nicht mal nass!“ Das niedrige Wasser in diesem Jahr half dabei – normalerweise donnert man dort durch zwei Meter hohe stehende Wellen.

Die Schlammbank: Einmal fuhren sie auf eine Schlammbank auf, die das Floß wie ein Saugnapf festhielt. „Der Rückwärtsgang hat kaum gezogen. Wirklich wie im Film – Zentimeter um Zentimeter haben wir uns befreit.

Der starke Gegenwind: An mehreren Tagen erschwerte heftiger Wind das Lesen des Flusses. Einmal trieb es sie auf eine Kiesbank – doch das Floß rettete sich selbst: „Es drehte sich um 180 Grad und die Strömung drückte uns zurück in die richtige Fahrrinne. Wie von selbst. Ich stand da und dachte: Wahnsinn.

Fort Selkirk: An diesem magischen Ort – einer rekonstruierten Goldgräbersiedlung aus dem Jahr 1870 – erneuerte Michael sein Ehegelöbnis mit Anja. „Ich wollte ihr zeigen, wovon ich all die Jahre am Küchentisch erzählt hatte.

Die Five Finger Rapids.

Die Partnerschaft auf dem Floß

20 Tage auf 7 x 2,4 Metern – das kann zur ultimativen Beziehungsprobe werden. „Ein Bekannter in Whitehorse sagte: Wenn ihr es schafft, euch bis Dawson nicht scheiden zu lassen, werdet ihr euch nie scheiden lassen.

Die beiden hatten keinerlei Reibereien. „Anja vertraut mir in allem, was mit Kanada-Abenteuern zu tun hat, vollkommen. Sie ist der perfekte Reisepartner – sie kennt die Phasen außerhalb der Komfortzone und bleibt ruhig, auch wenn es mal anstrengend wird.

Eine mehrtägige Floßfahrt ist die ultimative Beziehungsprobe. Aber auch die haben wir super gemeistert!

Das Ende – und ein neuer Anfang

Nach 20 Tagen und 703 Kilometern (davon 620 km treibend, 50 km mit Motor über den Laberge-See, der Rest für An- und Ablegen) erreichten Michael und Anja Dawson.

Von den ursprünglich geplanten Strecken legten sie etwa 88% rein durch Treiben zurück – „für mich war es eine echte Floßtour„, betont Michael.

Das Floß ging wie vereinbart an die Marina, die bei der Logistik unterstützt hatte. „Unterwegs haben mich so viele Leute angesprochen, was ich damit machen würde.

Nach 20 Tagen und über 700 km am Ziel in Dawson!

Fazit – Wenn das Unmögliche möglich wird

Das Unmögliche zu erreichen – das war die stärkste Erfahrung dieser Reise„, sagt Michael nachdenklich. „Jahrelang erschien mir diese Tour völlig unrealisierbar. Und dann stand ich in Dawson mit Anja und dem Floß. Es war besser als alles, was ich mir vorgestellt hatte.

Die Reise übertraf alle Erwartungen. „Es war das schönste Geschenk meines Lebens, dass der Yukon mich so empfangen hat. Er ist wie ein alter Freund für mich.“ Und jetzt, wieder zu Hause? „Ich dachte, ich bin durch mit dem Yukon. Aber nein – ich bin immer noch nicht fertig mit diesem Fluss. Es wird ein Wiedersehen geben.

Vielleicht sogar für länger: Michael und Anja planen, eines Tages dauerhaft ins Yukon Territory zu ziehen. In einer Blockhütte. Oder auf einem Hausboot.

Glück verbirgt sich im Ungewöhnlichen, im Unbekannten„, sagt Michael zum Abschied. „Diese Tour war komplett ungewöhnlich – und genau das war das Glücksversprechen.“

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