Josef, Hans-Peter und ihre 2.500 km lange Reise über die Donau mit dem Trimaran
Hier ist die Geschichte von Josef und der Erfüllung seines Lebenstraums.
Die Idee zur Reise ins Donaudelta
Wie das Leben so läuft, kam alles etwas anders Zuerst hat mein Freund geheiratet und ist dann Vater geworden, weshalb wir unsere Fahrt ins Rentenalter verschoben haben. Und als wir dann in Rente waren ist 2019 mein Freund leider an Krebs verstorben.
Ich beschloss, den Traum von meinem Freund und mir zu verwirklichen. Nicht zuletzt, da ich in der Rente etwas brauchte, damit ich Zuhause nicht versaure.
Die Vorbereitungen
Zuerst musste ich mich um das Material für den Trimaran kümmern. Ich habe sehr vielen Ponton Anbietern mein Vorhaben geschildert, so ist auch der Kontakt mit Frank von Ufloat zustande gekommen. Viele Anbieter haben mir sehr auch schnell geantwortet und ihre Preisliste zukommen lassen. Durchweg alle Angebote waren für mich als Rentner nicht möglich.
Mit Frank hatte ich über zwei Wochen immer wieder mal hin und hergeschrieben, er war sehr interessiert an meinem Vorhaben und auf die Frage hin, was mich das Ganze denn koste, habe ich dann Ende Oktober die Antwort erhalten:
Josef, für dich ist heute schon Weihnachten. Schick mir einfach eine Adresse, an die ich liefern kann.
Ich dachte zuerst, ich hör nicht richtig und musste mir es nochmal bestätigen lassen.
Lieferung & Lagerhalle
Bis der LKW von Ufloat bei mir in Geisenfeld angekommen war, war das ganze Vorhaben auch noch vollkommen surreal für mich.
Zuerst mussten die gelieferten Pontons und Holzteile gelagert werden. Bei einem Holzhandel konnte ich alle Teile vorübergehend lagern. Über den Holzhandel habe ich auch den Kontakt zu einem Bauunternehmen bekommen, der mir über 4 – 5 Wochen eine freie Fläche in einer beheizten Halle zur Verfügung stellen konnte. Das war absoluter Luxus, die Größe der Fläche und die Zeit war für die ersten Arbeiten an dem Boot auch ausreichend. Es gab vor Ort auch einen LKW und einen Kran, was mir sehr geholfen hat, das Material und später den fertigen Trimaran zu transportieren.


Der Bau des Trimarans
Mitte Dezember habe ich mit dem Bau angefangen. Anfangs hatte ich wortwörtlich keinen Plan, wie das fertige Boot aussehen soll ich habe vielmehr von einem zum anderen Tag hin geplant und die Herausforderung geliebt:
Grundaufbau
- Ich habe die Pontons entsprechend der Anleitung angeordnet und das Grundgerüst der Plattform gebaut. Das Pontons und sämtliche Schrauben inklusive Bits waren mit in der Lieferung von Ufloat dabei.
- Für die Reise von etwa 2.500 Kilometer musste ich mit einem entsprechenden Wellengang rechnen, weshalb ich den Rahmen vorsichtshalber noch einmal verstärkt habe, bevor ich die Bretter für das Deck montiert habe.
- Die Breite habe ich auf 2,60 Meter gehalten, damit sich das Boot ohne Sondergenehmigung auf der Straße transportieren lässt.






Motorisierung & Steuer
- Den Motor, einen 40 PS Außenborder Einspritzer, habe ich über das Internet gefunden und aus Lübeck geholt. Die Befestigung des Motors an den Holzrahmen war das größte Problem, das muss ja unglaublich stabil sein. Die Motorisierung sollte auf alle Fälle ausreichend sein, das Boot muss auch im Hafen oder bei (Gegen-) Wind manövrieren.
- Für die Benzinversorgung des Motors habe ich 3 Benzintanks mit einer Gesamtkapazität von 160 Liter angebracht sowie zwei 20-Liter Kanister mitgeführt.
- Beim Bau eines Spiegels (Halterung, an welcher der Motor befestigt wird) hat mir sehr geholfen, dass ich mit einem Schweißgerät umgehen kann. Jemand ohne Erfahrung, sollte sich hier Unterstützung suchen.
- Den Steuerstand habe ich selbst gebaut und über das Internet die Instrumente dafür besorgt, hierfür brauchte ich noch eine Verlängerung für die Schaltung, damit ich die Motorsteuerung von meinem Steuerstand aus machen kann.
- Mit den Leitungen war der Steuerstand ca. 7 Meter vom Motor entfernt. Also brauchte ich Schaltzüge, die so lang sind.
- Eine Herausforderung war die Lenkung. Zuerst stand die Entscheidung im Raum, ob es eine Seilzuglenkung oder eine Hydrauliklenkung sein soll. Eine Hydrauliklenkung ist im Vergleich zu Seilzug teurer, allerdings habe ich über eine Firma aus Ungarn die Hydraulik im Tausch gegen einen Werbebanner günstiger erhalten.
- Sehr empfehlenswert beim Bau eines solchen Bootes ist ein zusätzlicher Elektromotor. Meiner war zuerst nur für den Notfall gedacht, er war aber unglaublich hilfreich als Bug Motor, da man damit unwahrscheinlich manövrierfähig ist. Das ist vor allem im Hafen hilfreich.


Die Hütte
- Die Größe der Hütte ist 2,50 Meter in der Breite und 3 Meter in der Länge.
- Die Hütte besteht an sich komplett aus Holz. Die Eckverbinder bzw. die U-Profile um den Motor zu befestigen sind natürlich aus Metall.
- Durch den Kontakt zum Holzhandel habe ich mich gut beratschlagen lassen und jeden Balken, den ich gebraucht habe dort geholt.
- Wichtig beim Bau der Hütte war eine Kappsäge, um alle Bretter, Balken und Steher entsprechend abzulängen. Im Prinzip benötigt man für den kompletten Bau nur eine Kappsäge und einen Akkuschrauber.
- Später bin ich noch drauf gekommen, dass ich das Dach gerne begehbar hätte, weshalb ich das noch etwas stabiler gebaut habe, als es eigentlich sein müsste. Rückblickend würde ich das nicht mehr machen, da wir nur sehr selten auf dem Dach waren. Dadurch könnte man das Boot leichter bauen und das freie Gewicht für andere Sachen nutzen.
- Auf eine Isolierung und Heizung habe ich verzichtet, da ich im Sommer gefahren bin. Allerdings sollte man bei einer Reise ans schwarze Meer auf einen ausreichenden Sonnenschutz achten.
Innenausstattung & Equipment
- Ich habe zwei Schlafplätze mit eingeplant.
- Zuerst war ein Gasbetriebener Kühlschrank verbaut, später habe ich ihn durch einen strombetriebenen Kühlschrank mit Gefrierfach ersetzt.
- Der Strom wird durch Solarplatten erzeugt, die insgesamt 4 große Gel-Akkus speisen. Von der Elektrik hatte ich keine Ahnung, hier kennt sich mein Sohn sehr gut aus und hat mich bei der gesamten Elektrik unterstützt.
- Für die Wasserversorgung gibt es einen 60 Liter Frischwasser-Tank mit einer Pumpe sowie eine Spüle.
- Natürlich hat das Boot eine Außen- und Innenbeleuchtung, inklusive der vorschriftsmäßigen Fahrbeleuchtung mit Ankerlicht, eine große Taschenlampe und Stirnlampen. Für Nachttouren habe ich vorne 4 Halogen-Scheinwerfer angebracht.
- Eine 5 kg Gasflasche zum Kochen und Kaffee machen.
- Ein UKW-Funkgerät.
- Ansonsten: Ein kleiner Schrank für Töpfe und Teller, ein Rettungsring, ein Verbandskasten, ein Campingklo und eine große Alu-kiste mit Ersatzteilen, falls irgendetwas bei der langen Fahrt zu Bruch geht.





Der Bau der Plattform mit Hütte und dem Motor hat insgesamt 4 – 5 Wochen gedauert. Mitte Januar musste ich schließlich auch wieder aus der Halle raus. Das Boot haben wir dann bei mir vors Haus auf einen Parkplatz gestellt.

Abmessungen
- Breite: 2,64 m
- Länge: 8,45 m
- Höhe ohne Geländer: 3 m
- Höhe mit Geländer: 3,80 m
Reise-Vorbereitungen
Die 6 – 8-wöchige Reise wollte ich nicht allein antreten. Ursprünglich hatte ich einige Bekannte, die gerne mitwollten, aber um so näher das Abfahrdatum gerückt ist, hat es dann doch nicht funktioniert. Über ein Interview für eine Zeitung habe ich um einen Mitfahrer aufgerufen. Am Tag der Veröffentlichung des Interviews stand das Telefon nicht mehr still wegen der vielen Anfragen. Nach vielen Telefonaten und einigen Besuchern habe ich dann Hans-Peter kennen gelernt, der mir bei den letzten Arbeiten am Boot geholfen hat und dann auch Zeit und Lust hatte, mitzufahren.
Von Geisenfeld aus haben wir das Boot zum 60 Kilometer entfernten Hafen Donautal nach Kehlheim gebracht und es dort zu Wasser gelassen. Dort hin kam auch der Gutachter aus Regensburg für das nötige Gutachten, um den Trimaran beim Wasserwirtschaftsamt bzw. bei der Donauschifffahrt anzumelden. Nach einer ersten Testfahrt auf der Donau stellte der Gutachter fest, dass durch die Kraft des Motors vorne eine zusätzliche Ponton-Reihe erforderlich ist, damit das Boot beim Fahren besser im Wasser liegt.
Mitte Mai habe ich dann das Gutachten und beim Wirtschaftsamt die Papiere für das Boot abgeholt.
Der Führerschein, also ein Bootsschein, den man ab 15 PS benötigt, hatte ich bereits.
Bevor es auf große Fahrt ging, habe ich auch noch einen Funkschein gemacht, weil es mir wichtig war im Notfall Funk an Bord zu haben um evtl. Hilfe rufen zu können.
Speziell für die Flussschifffahrt gibt es eine extra Prüfung, um sich mit allen Berufsschiffen unterhalten zu können. Das ist eine theoretische und eine praktische Prüfung mit einem zuvor stattfindendem Tageslehrgang, welche man an einem Wochenende absolvieren kann.
Über Funk kann man sich auch an jeder Schleuße anmelden. Die Hinweisschilder am Flussrand zeigen, auf welchen Kanälen was zu erreichen ist. So ein Funkgerät bekommt man für etwa 250 Euro, der Funkschein kostet etwa 150 Euro.
Unser Reise-Logbuch
Nachdem ich mich von meiner Familie verabschiedet hab, ging es am 01.06.2022 endlich los. Ich habe das Buch: „Die Donau, von Kehlheim zum schwarzen Meer“ als Logbuch verwendet, in dem ich alle Ankerplätze eingetragen habe.
Hier die Stationen unserer Reise:
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KM 2404
Am 01.06.2022 ging gegen 11 Uhr unsere Reise los. 15 Minuten vor dem Start gab ich noch ein Interview für Niederbayern TV, die den Start der Fahrt ebenfalls begleitet haben. -
KM 2355
Hier verbrachten wir unsere erste Nacht. Ein Freund wartete dort mit Brotzeit und einem Kasten Bier um uns eine gute Reise zu wünschen. Die nächsten Nächte verbrachten wir in Deggendorf und Passau. -
KM 2187
An der Schlögener Schlinge wurden wir im Hafen wieder von Freunden begrüßt. Dort blieben wir dann auch zwei Nächte – zum Glück, wie sich später herausstellte, da ein schweres Ungewitter über Oberösterreich zog. -
KM 1920
Die neunte Nacht verbrachten wir im Hafen in Wien nachdem wir die letzten Nächte in einem Seitenarm und einer Bucht geankert hatten. Am nächsten Tag erreichten wir die Slowakei, wo wir durch Bratislava gefahren sind. Eine sehr schöne Stadt mit herrlichen Bauwerken! Wegen sehr starkem Wind in den Abendstunden konnten wir den letzten Hafen vor dem Schleusenkanal Gabcikovo nicht anlaufen, so dass wir den 32 km langen Kanal fahren mussten. Glücklicherweise kamen wir an dem Abend noch durch die Schleuse. -
KM 1718
Am nächsten Tagerreichten wir Ungarn und blieben zwei Nächte im Hafen von Estergom, wo wir sehr nette Leute trafen. -
KM 1652
Wir erreichten Budapest, wo wir das erste Mal von der Wasserschutzpolizei überprüft wurden. Vermutlich war es aber der Neugierde der Beamten über unseren schwimmenden Untersatz geschuldet. -
KM 1538
Hier wurden wir bereits an einem Steg erwartet. Eine ungarische Familie hat uns zum Abendessen und Frühstück eingeladen. -
KM 1447
In Mohacs mussten wir uns beim Zollamt ausklarieren. Nach einigen Kilometern dann mussten wir uns in Bezdan, in Serbien, einklarieren. -
KM 1404
In Serbien hatten wir dann die ersten 1000 Kilometer hinter uns. -
KM 1392
Als wir geankert hatten, kam ein Fischer mit seinem Boot vorbei und brachte uns 3 große Fische. In Novi Sad war die nächste Kontrolle, wo uns das Polizeiboot einige Kilometer lang begleitet hat. -
KM 1202
Am Tag 17 unserer Reise hatten wir die Hälfte der Gesamtstrecke hinter uns. In den Morgenstunden von Tag 18 erreichten wir Belgrad. Am 20. Tag haben wir in Serbien ausklariert und uns in Rumänien einklariert. In den nächsten Tagen konnten wir in Rumänien an Land gehen. In der 20. Nacht waren wir an einem Privatsteg, wo uns der Besuchter zu einem Willkommens-Trunk eingeladen hat. Wie auf der gesamten Reise waren in allen Ländern die Leute von unserem Boot und der Reise begeistert und auch sehr hilfsbereit. Vor allem beim Besorgen von Benzin, da es an den Fluss-Tankstellen nur Diesel zu kaufen gab. -
KM 1040
Die Einfahrt zum eisernen Tor: Eine atemberaubende Fahrt durch eine Schlucht mit hohen Felswänden an beiden Seiten. Die Donau ist hier teilweise bis zu 100 Meter tief. -
KM 864
Wir erreichten die letzte Schleuse auf der Donau. -
KM 846 – KM 376
Die Donau bildet hier wieder die Grenze zwischen Rumänien und Bulgarien. Da sie hier teilweise bis zu 300 Meter breit ist und wunderschöne Sandinseln bildet, waren wir hier auch täglich beim Baden. Die Wassertemparatur lag immer über 27, teilweise sogar über 30 Grad. -
KM 300
Auf Anraten vieler Flussschiffer bogen wir bei Cernavoda auf den Donau-Schwarzmeerkanal ab. -
KM 76
Tag 35 und die letzten Kilometer bis zum schwarzen Meer. Den ca. 15 Quadratkilometer großen Hafen durchfuhren wir mithilfe des Handys, so dass wir die Ausfahrt zum schwarzen Meer auf Anhieb gefunden haben. Bei der Rückfahrt zum Kanal erwischte uns die Hafenpolizei, die uns bereits seit einer Stunde im Hafen gesucht hatte. Wir hätten ohne Genehmigung nicht durch den Hafen und schon gar nicht aufs schwarze Meer hinausfahren dürfen. Nach einer Standpauke durch den Hafenkommandanten haben wir die Nacht hinter der Schleuse im Konstanza Kanal verbracht. In den nächsten Tagen fuhren wir dann wieder zurück bis nach Ruse in Bulgarien, wo unser Boot dann auf einen LKW verladen wurde und so dann wieder zurück nach Geisenfeld gebracht wurde.




















Der Alltag auf dem Boot
Mit den ersten Sonnenstrahlen, die durch das Bullauge scheinen, wird man aufgeweckt. Nach dem Lüften gibt es erst einmal Frühstück mit Kaffee auf dem Vordeck. Wenn es das Wetter zugelassen hat, sind wir auch schon den Anker eingeholt und sind fuhren los.
Mit dem Bootfahren haben wir uns abgewechselt. Der jeweils andere durfte sich entspannen und sich auf der Liege bräunen lassen. Während unserer Reise hatten wir überwiegend sehr hohe Temperaturen.
Mittags gab es in der Regel einen kleinen Imbiss und nachmittags einen Kaffee. Wenn das Vorratslager es hergegeben hat, gab es auch Kuchen. Ab und an hatten wir auch Zeit uns einen Badeplatz zu suchen und eine Pause einzulegen.
Ab etwa 17 Uhr haben wir nach einem Ankerplatz Ausschau gehalten. In seltenen Fällen bot sich auch ein Hafen zum Übernachten an. Wenn alles verankert war, richteten wir ein ausgiebiges Abendessen her. Zum Essen haben wir dann bei einem Feierabendbier den Tag besprochen und alles für den nächsten Tag vorbereitet.




Wissenswertes zur Bootsfahrt auf der Donau ans schwarze Meer
- Wir stießen auf Strömungswechsel und Hindernisse wegen dem Niedrigwasser und mussten aufpassen und teilweise auch mit dem Echolot die Wassertiefe messen.
- Jedes Boot hat am Heck die Nationalflagge, woher das Boot kommt. Am Bug wird die Gastlandflagge gehisst. Wenn man Ungarn verlässt, meldet man sich dort ab und deklariert sich aus. In Serbien muss man sich dann Einklarieren, ansonsten darf man nicht an Land gehen. Hierfür gibt es bestimmte Punkte, an denen man anlegen kann.
- In Bulgarien gibt es spezielle Vorschriften für den Transport von Kraftstoffen, hierüber sollte man sich vor dem Reiseantritt informieren.
Fazit
Wir waren insgesamt 6 Wochen auf der Donau unterwegs und mir ist nicht nur ein Traum in Erfüllung gegangen, sondern ich habe neue Freunde gefunden, die mir geholfen haben, diesen Traum zu verwirklichen. Ein herzliches Vergelts Gott an alle, vor allem an Frank von Ufloat!
Videos, Bildmaterial und mehr Informationen zu unserer Reise findet ihr auf unserem Instagram-Kanal.
Wenn ihr ein Ähnliches Vorhaben habt oder mit mir in Kontakt treten möchtet, könnt ihr über Ufloat gerne meine Adresse erfragen.
