Karla & Adam und ihr Hausboot
Unser Wochenendhaus auf dem Wasser
An den Ufern der Spree inmitten von Berlin haben Karla und Adam einen Zufluchtsort der Ruhe und Entspannung erschaffen – ihr eigenes “Traumboat”. Dieses schwimmende Zuhause dient den beiden nicht nur als Rückzugsort vom hektischen Berliner Alltag, sondern wird auch als charmante Airbnb-Unterkunft vermietet.
Hier ist Karlas Erlebnisbericht zu ihrem gemeinsamen DIY-Projekt: Von der ersten zündenden Idee bis hin zur Verwirklichung ihres schwimmenden Traumhauses.
Die Idee & erste Recherchen
Unser Hausboot ist unser Corona-Baby. Wir wohnen beide zentral in Berlin-Friedrichshain, nur einen Steinwurf von der Spree entfernt. An einem Tag während der Corona-Pandemie waren wir am Spreeufer spazieren. Dort lagen einige Hausboote, teils mit festen Liegeplätzen, teils einfach irgendwo vertäut.
Wir dachten uns, so ein schwimmendes Zuhause wäre ein schöner Rückzugsort, quasi als Alternative zum Schrebergarten oder Wochenendhaus. Und die Vorstellung, so etwas selbst als Projekt zu realisieren, fanden wir richtig reizvoll.
2021 hatte ich ein Sabbatjahr, das wir nutzten, um den Plan vom eigenen Hausboot genau zu besprechen und dafür zu recherchieren. Bei der Suche nach einem Hersteller für Schwimmkörper sind wir schnell auf Frank und Ufloat aufmerksam geworden. Er hatte am schnellsten auf unsere Fragen geantwortet und war deutlich günstiger als eine andere Firma aus Mecklenburg-Vorpommern.
Den meisten Input hatten wir von Erfahrungsberichten von Leuten, die Ähnliches gebaut hatten. Aus Gesprächen mit anderen Hausbootbesitzern ging hervor, dass viele Informationen sehr bootsspezifisch waren. Im Detail war also nicht alles eins zu eins übertragbar, viel Trial & Error. Adam ist jemand, der aus dem Bauch heraus entscheidet und einfach loslegt. Und genau das haben wir dann auch gemacht.
Der Bau
Von Ufloat haben wir eine Traglast-Berechnung für ihre Pontons erhalten. Die Planung sah vor, dass das Hausboot selbst eine Eintauchtiefe von 30% hat, da noch Besatzung und Beladung hinzukommen.
Zunächst hatten wir einen Trimaran geplant, also ein Boot mit drei Rümpfen. Später mussten wir jedoch auf einen Doppel-Katamaran umbauen, da der Trimaran zu schwer geworden wäre.
Der Bauort war eine ehemalige Gokart-Halle. Zuerst wurden die Pontons mit dem Holzrahmen verschraubt und darauf die Dielen verlegt. Auf dieser Plattform wurde dann das Haus errichtet. Da Adam viel Erfahrung mit Holzarbeiten hat, fiel die Entscheidung schnell auf ein Holzhaus. Zunächst erstellten wir das Skelett des Hauses mit den vier Eckkanten und Querverstrebungen. Anschließend wurden die Profilhölzer drangeschraubt. Das meiste Holz haben wir von einem lokalen Holzhändler bezogen, den Rest ganz klassisch im Baumarkt gekauft. Die Kunststoff-Pontons, das Holzskelett und die Planken haben wir bei Ufloat bestellt.
Insgesamt mussten wir über 100 einzelne Latten bearbeiten. Hierbei hat uns eine Tischbohrmaschine sehr gute Dienste geleistet.
Wir hatten den Luxus, dass ich durch mein Sabbatjahr nicht arbeiten musste und Adam selbstständig und somit flexibel war.
Viele Freunde sind gekommen und haben uns tatkräftig unterstützt. Für die Dimensionierung und Verkabelung der Solaranlage haben wir uns professionelle Hilfe geholt.
Der Innenraum
Innerhalb des viereckigen Holzhauses haben wir einen offenen, lichtdurchfluteten Raum mit separatem Bad. Es gibt ein großes Doppelbett auf einer etwas höheren Plattform für mehr Stauraum unter dem Bett. Wir haben eine kleine Sofa-Ecke und eine Küchenzeile. Alles ist simpel aufgebaut.
Ich habe viel Zeit reingesteckt, das Hausboot optisch schön zu gestalten.
Nutzung des Hausboots
Derzeit liegt unser Hausboot in der Rummelsburger Bucht in Berlin vor Anker. Alle zwei Tage schauen wir dort vorbei und überprüfen, ob alles in Ordnung ist.
Im Sommer fahren wir oft nach Feierabend zum Boot, werfen den Grill an und übernachten dort. Wenn Freunde zu Besuch sind, verbringen wir die Abende auf dem Boot, essen zusammen und sitzen gemütlich ums Feuer.
Tipps zum Bau eines Hausboots
Wenn ihr auch vor habt, ein Hausboot zu bauen, möchte ich euch ein paar Erfahrungen mit auf den Weg geben:
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Ein Hausboot ist ein vollwertiges Hobby
Man muss sich bewusst sein, dass ein Hausboot auch langfristig gepflegt werden muss - das bedeutet Arbeit. Es sollte wie ein Baby in den eigenen Lebensplan passen. Sonst kann man sich Hausboote auch mieten. -
Ankern ist eine Wissenschaft für sich
Viele Anker-Empfehlungen gelten nicht für Hausboote, da der Wind stärker drückt als bei stromlinienförmigen Booten. Jeder Anker-Guide hat seine Meinung und jeder Hausbootbesitzer seine Erfahrungen. Wir setzen mittlerweile auf zwei Anker: Einen größeren 25kg-Anker vorn und einen kleineren 15kg-Anker hinten. Die Anker sollten zusätzlich ein Reitgewicht haben, damit die Kette unten bleibt und der Anker unter Belastung nicht aus dem Grund gerissen wird. Im Zweifelsfall lieber einen größeren Anker nehmen. -
Transportgenehmigung:
Die Genehmigung für den Transport eines über 2,5 Meter breiten Boots birgt viel Planungsaufwand. Ich würde eine maximale Breite von 2,50 Metern empfehlen oder direkt eine Halle am Wasser als Bauplatz wählen, damit kein Transport über Straßen nötig ist.
Was kostet ein Hausboot?
Die Anschaffungskosten für ein komplettes Hausboot hängen stark vom gewünschten Material und der Größe ab. Es fallen aber auch laufende Kosten an, die ich hier mal aufschlüsseln möchte:
- Ein fester Stegplatz kostet etwa 150 bis 200 Euro pro Monat. Wer keinen festen Liegeplatz hat, spart sich diese Kosten, muss allerdings alle paar Tage nach dem Boot sehen.
- Eine Hausbootversicherung, eine Art Bootshaftpflicht für Schäden, die das Boot anderen zufügt, schlägt mit ca. 800 bis 900 Euro pro Jahr zu Buche. Für einen Eigenbau ist es etwas schwieriger, einen Versicherer zu finden. Bei uns ging es über die Allianz mithilfe eines Gutachtens, das Zustand und Wert des Bootes bescheinigt.
- Das Gutachten für die Versicherung hat uns rund 700 Euro gekostet.
- Für Kran und Winterliegeplatz fallen nochmals etwa 300 Euro an.
Rechtliches und Sicherheitsaspekte
Hier ein paar Punkte, die ihr rechtlich beachten solltet, wenn ihr euch ein Hausboot kauft oder selbst eins baut.
- Mit seinen 15 PS fällt unser Hausboot in die Kategorie Sportboot und benötigt eine Zulassung als Kleinfahrzeug. In dieser Größenordnung wird noch kein Führerschein verlangt.
- Die Zulassung erfolgt beim Wasserwirtschaftsamt. Dort erhält man eine Nummer zur Identifizierung des Halters. Außerdem werden eine Sicherheitsprüfung oder Fotos vom Boot verlangt. Mit ausreichender Dokumentation bekommt man dann die Zulassung erteilt.
- Es müssen Positionsleuchten angebracht und im Dunkeln eingeschaltet werden: rechts grün und links eine rote Leuchte.
- Bei nächtlicher Ankerung außerhalb eines Hafens ist ein Ankerlicht an der höchsten Stelle des Bootes Pflicht.
- Eine bestimmte Anzahl an Festmachern (Klampen), ein Rettungsring und in manchen Bundesländern eine Reling sind vorgeschrieben.
- Vom Steuerstand aus müssen alle Seiten einsehbar sein, gegebenenfalls sind Spiegel anzubringen.
- Für den Transport auf der Straße benötigt man ab einer Breite über 2,50 Meter eine Genehmigung.
- Schwimmwesten sind optional.
Das fertige Hausboot
Am 4. Mai haben wir mit dem Bau begonnen und bis zur Fertigstellung am 15. Juli 10 bis 12 Stunden täglich daran gearbeitet. In diesen zwei Monaten war das Boot dann auch schon zu Wasser gelassen.
Abmessungen
Unser Hausboot haben wir mit einer Länge von 8,4 Metern und einer Breite von 3 Metern gebaut.
Verbaute Technik & Ausstattung
- Einen Außenbordmotor
- Lenkstand an der Bugspitze
- Elektrik mit Solaranlage
- Fest installierte 12-Volt-Steckdosen mit USB-Anschlüssen
- Ein Inverter
- Zum Duschen und zur Wasserzapfstelle pumpen und filtern wir Flusswasser
- Eine Trockentoilette
- Eine Standheizung mit Gasflasche
Fazit
Unser Boot liegt in einer Ecke Berlins, wo im Sommer viele Menschen auf dem Wasser unterwegs sind. Ab und an kommen Neugierige mit Paddel- oder Tretbooten heran, um einen Blick hineinzuwerfen. Mit den anderen Bootsnachbarn herrscht eine schöne Dorfgemeinschaft.
Wir freuen uns auf viele weitere Sommer auf unserem schwimmenden Zuhause und auf viele neue Begegnungen!